Es sprach eine Stimme zu mir in der Nacht:
"Den sonst wir doch kannten
mit beinernem Kopf,
der Tod hat sich winzig gemacht -
in der Sphäre der Quanten
probt er den Tanz nun im Stecknadelkopf
mit der Kraft von zehntausend Giganten."
Urahn Uran
Es wußten schon immer die Seher, die Weisen
vom heimlichen Wirken des Stillen, des Leisen,
doch nun man entdeckt den strahlenden Dom
im unsichtbar letzten, dem Nichts von Atom,
so winzig, so riesig wohl war er noch nie,
der Tod in den Armen der Urenergie.
Zirkus Vita
Das bunte Zelt des Lebens lockt,
neugierig lärmt und drängt die Masse,
und plötzlich ein Tumult - es stockt:
der Tod sitzt an der Kasse.
Dem Säer Leben,
dem Mäher Tod
dankt Körper das tägliche
Geist das unsägliche
ewige Brot.
Der große Contratanz
Es trägt den Tod im Schoß das Leben,
das Leben hält den Tod im Schweben,
und Tod und Leben tanzen,
es tanzen beide, Tod und Leben,
wie um den Stock vereint die Reben,
wie um das Nichts die Welten tanzen.
Das große Spiel
Es gleicht kein Ding dem andern,
nicht Mensch, nicht Tier, nicht Blatt,
sich wandeln heißt's und wandern
und nirgends Ruhestatt.
Es gleicht kein Ding dem andern,
selbst jegliches Atom
sich wandeln heißt's und wandern,
baut anders einen Dom.
Und doch ist's stets das Gleiche
das alles Sein durchweht
und noch die letzte Speiche
im Weltgefüge dreht.
Ließ je das Meer dich ahnen
der Wesen Hin und Her,
rollt dir in Himmelsbahnen
noch riesiger ein Meer.
Die Welt im Wassertropfen
vom Forscherhirn entdeckt,
sie macht das Herz dir klopfen,
das so vor Glück erschreckt.
Es gleicht kein Ding dem andern,
sich selbst wird jedes fremd,
auch du wirst dir entwandern,
wie auch dein Ich sich stemmt.
Kein Anfang ist, kein Ende
im sterndurchtönten Haus,
der Mensch nur richtet Wände
im Wind des Ein und Aus.
Das Spiel hat längst begonnen,
wo du auch kommst herein,
schon hältst du's für gewonnen,
da schwindet's dir wie Schein.
Du selbst nur wirst gestrichen,
was stört's das große Spiel,
sind Welten schon verblichen,
sein Anfang bleibt sein Ziel.