Grabstelle auf dem alten Niendorfer Friedhof
Grabstein, gestaltet nach einem Entwurf von Charlotte Thiede (Eisler-Rodewald)

Letzter Wunsch
Kastanie, Herbst, dein erstes Siegel, vom Baum geschleudert ohn Erbarmen, will sie in meiner Hand erwarmen, sich krollend wie ein kleiner Igel. Drum, lieg ich morgen auf der Bahre, legt eine reif gepflückte Frucht mir in der Hand entschlafne Frucht, daß ich sie fest bei mir bewahre. Daß ich ihr Keimen fühle wüten und groß in mir sie umgestalte, Gott einen Baum voll tausend Blüten aus toter Hand entgegenhalte.
Im Netz der Gestirne: 65
Lebt wohl, geliebte Hände, es naht euch nun das Ende, eint euch dem Erdenstaube. Lebt wohl, geliebte Füße, dem Staube bringet Grüße, von einem, der nun Taube. Leb wohl, mein Hirn, in feinen Schlieren Seh’ ich ins Blau dich mir verlieren, du warst mir eine volle Traube.
Die letzten Verse geschrieben am Freitag, den 5.12.1952, drei Tage vor seinem Tod.