1936 Bulgarien 1

Reise nach Bulgarien, 1936

Carl Albert Lange mit zwei Popen, 12. August 1936
Carl Albert Lange mit zwei Popen, 12. August 1936

Sonderbare Gestalten sind für uns die Popen. Mit ihrer hohen ‚Kalimafka‘ und ihrem langen schwarzen Habit wirken sie wie Gestalten aus einer anderen Welt. Erst seit einigen Jahren ist ihnen gestattet, sich die Haare schneiden zu lassen. Von diesem Vorrecht zu einer ‚ästhetischen Ondulation‘ machen aber nur die jüngeren Geistlichen Gebrauch. Bei der ältern Generation erblickt man lange graue Flechten, die allerdings oft unter der ‚Kalimafka‘ regelrecht ‚aufgesteckt‘ sind. Das Merkwürdigste, was dem Reisenden an diesen Popen auffällt, ist ihr natürliches und durchaus weltliches Gebaren. Sie sind verheiratet, sie haben Kinder, sie gehen spazieren, sie sitzen im Café und rauchen mit aller Anmut ihr Zigarettchen. Wie überall spielen diese Geistlichen auch im bulgarischen Volksmund ihre besondere Rolle. Ich erfuhr, daß, wenn man einem Popen begegnet, man gut tut, ihn ‚weiterzugeben‘ und zwar möglichst an einen Soldaten. ‚Sie haben Mut‘, sagte man mir, ‚daß Sie sich gleich mit zwei Popen photographieren lassen! Wie wollen Sie die nun „weitergeben“?'“

Aus dem „Kabinett der kleinen Freuden“ Seite 139

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