Bildhauer Wield – neun Sonnette
Hier nur zwei Sonnette, die verlegten neun sind nicht in unserem Besitz.
Ein Abgrund klafft verborgen in uns allen,
und nur der Tod vermag den Spalt zu schließen,
wir treiben mitten in dem großen Fließen,
uns wähnend fest doch in des Daseins Hallen.
Ein Bürger schien der Künstler im Gewühl der Vielen,
denn nimmer liebte er es aufzufallen,
und doch, er war der Einsamste von allen,
sein Ziel lag hinter den gewohnten Zielen.
Wohl trieb's auch ihn, sich in das Fest zu mischen,
wo allen ward die Gnade der Verwandlung,
wo man die Freude sah zum Stern sich ballen.
Er aber hört die Erinnyen zischen -,
ein Priester, dem verwehrt die höchste Handlung,
war er auch hier der Einsamste von allen.
in „Neues Hamburg“ VIII S. 23
Die Mutter ist die Nacht, der wir entsteigen, das Licht die Mutter, die wir qualvoll suchen, ob offen wir's als gläubig Wort verbuchen, ob wir's nun in uns selber fromm verschweigen. Des Kreuzes Not wird zu des Ankers Hilfe, es singt der Fisch, es segnet uns die Traube, was wär' der Künstler, blieb' ihm nicht der Glaube, daß Gottes Macht sich regt im kleinsten Schilfe. Wield stand allein vor jenes Abgrunds Tiefen, in dem die Engel mit den Teufeln ringen, er stand allein und kämpfte um das Letzte. Er hörte Stimmen, die ins Licht ihn riefen, geliebte Stimmen auf befreiten Schwingen, Daß ihm ein Sturm des Glücks die Augen netzte.
in „Neues Hamburg“ VIII S. 23